Weiterbau
Oberbürgermeister Jürgen Schröppel reagiert auf Höhn-Vorstoß
Baustopp-Vorschlag wird wieder kassiert
Freude bei Zeitungslektüre - Moratorium mit Blick auf die Haushaltsberatungen ins Gespräch gebracht - Zuvor noch Diskussion im Stadtrat
WEISSENBURG (rr) – Die Chancen, dass der zweite Bauabschnitt der Weißenburger Mittelschule unmittelbar dem ersten folgt, sind wieder deutlich besser. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel will seinen Vorschlag eines zweijährigen Baumoratoriums zu- rücknehmen. Dies erklärte er gestern in einem Pressegespräch.
Auslöser dafür waren die Äußerungen von CSU-Oberbürgermeisterkandidat Alexander Höhn. Der hatte bei der Nominierungsversammlung für die Stadtratsliste der Union vorgeschlagen, Schulden zu machen, um sowohl den Schulneubau als auch die Sanierung des Römermuseums durch- ziehen zu können. Damit hatte er für eine klassische Kehrtwende gesorgt, denn die Christsozialen hatten stets vor zu hohen Ausgaben und der steigenden Verschuldung gewarnt. „Ich war heute Morgen sehr erfreut, als ich das im Tagblatt las", sagte Schröppel gestern.
Die Sozialdemokraten hingegen wollen eigentlich sowohl die Mittelschule fertigbauen, als auch die neue Vierfachturnhalle angehen und das Römermuseum sanieren. Schröppel erklärte im Pressegespräch gestern, dass er den Vorschlag, mit dem zweiten Bauabschnitt der Mittelschule zwei Jahre zu warten, „nur deshalb in die Beratungen eingespeist" hatte, um „überhaupt eine Chance auf eine Mehrheit" für den Etatentwurf der Verwaltung zu haben.
Schließlich habe die CSU, was die Schuldenaufnahme angehe, bisher eine „starre Haltung" gezeigt. Das Stadtoberhaupt: „Es hat ja keinen Sinn, mit einem Vorschlag ins Rennen zu gehen, von dem man vorher schon weiß, dass er abgelehnt wird."
Angesichts der momentan extrem niedrigen Zinssätze und der Tatsache, dass an der bestehenden Seeweiherschule für die Übergangszeit zwischen den beiden Bauabschnitten zusätzliche Investitionen nötig wären, bevorzugt Schröppel den Weiterbau. „Ich freue mich sehr, wenn Herr Höhn auf die SPD-Linie einschwenkt", sagte der OB.
Die Mittelschule war auch in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend ein Thema. Sie stand zwar eigentlich nicht auf der Tagesordnung, doch hatte Schröppel eine Bekanntmachung dazu kurzfristig aufgenommen. Lehrer und Schülereltern hatten sich zu der Sitzung im Gotischen Rathaus eingefunden.
Schröppel erläuterte – da war der Stand der Dinge ja noch ein anderer –, wie sich die Verwaltung die Aufteilung der Klassenräume im Neubau und in der bestehenden Schule vorstellen könnte. Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie marode die Seeweiherschule ist. So werden für Musik, Ganztagsbetreuung, EDV und Werken sieben Kellerräume im Altbau genutzt, die in den Plänen der Verwaltung rot markiert sind. Der OB: „Rot heißt, der Zustand ist nicht mehr tolerierbar. Die Räume müssen verlegt werden."
Im Erdgeschoss des hufeisenförmigen Traktes unmittelbar am Seeweiher gibt es zudem zwei Klassenräume mit der identischen Einstufung. Im gleichen Flügel liegen aber Räume, die angeblich noch nutzbar sind. Wie das zusammenpasse, wollte CSU-Stadträtin Sonja Strunz wissen. „Die Setzungen des Mauerwerks und die Wasserschäden sind von Raum zu Raum unterschiedlich groß", erklärte ihr der OB, der merklich genervt von der Diskussion war.
Mehrfach hatte er auch in der Stadtratssitzung deutlich gemacht, dass er bisher lediglich einen Vor- schlag gemacht habe, um eine Grundlage für die Etatdiskussionen zu haben. Dass er dies mit Blick auf die CSU tat, erwähnte er aber nicht. Genauso wie die Christsozialen kein Wort vom Vorstoß ihres OB-Kandidaten verlauten ließen. Einige von ihnen gaben allerdings zu erkennen, dass sie gegen einen Baustopp sind. Leidenschaftlich für eine zügige Baufortsetzung plädierte CSU-Stadtrat Fritz Felleiter.
Das große Problem der Schule sei ihre völlig desolate Bausubstanz. Bereits vor zwei Jahren habe man eine Gasleitung wegen Mauerwerkssetzungen stilllegen müssen. Außerdem reiche die Heizanlage nicht aus, um den gesamten Komplex zu versorgen, schilderte der ehemalige Mittelschulleiter und forderte, dass die zusätzlichen Unterhaltskosten für einen provisorischen Weiterbetrieb während eines Baumoratoriums ermittelt wer- den müssten.
Was folgte, kann auf allen Seiten getrost in der Ablage Wahlkampfgetöse einsortiert werden. Viele zuvor schon genannten Argumente wurden – mit- unter vehement – hin- und hergereicht. Letztlich beendete Schröppel die Diskussion mit dem Hinweis dar- auf, dass das Thema bei den Haushaltsberatungen im Dezember entschieden wird. Dem pflichtete seitens der SPD Uwe Döbler bei: „Dann müssen die Zahlen auf den Tisch." Das sieht CSU-Fraktionschef Rüdiger Schork genauso. „Jetzt hin und her zu diskutieren, ist müßig", sagte er. Jeder müsse abwägen, was für ihn wichtig sei. Die Stadt habe mehrere Großpro- jekte laufen. Seiner Meinung nach sollten aber erst alte Baustellen abgeschlossen werden, bevor neue aufgemacht würden.
Wolfgang Hauber, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler (FW), stellte hingegen jetzt schon klar, wo er die Prioritäten setzt. Das Römermuseum ist für ihn „zweitrangig", weshalb er als einziger auch gegen dessen Sanierung gestimmt habe.
Konsequent seinen Standpunkt hält in der Mittelschuldiskussion von Anfang an Heinz Gruber (Die Linke). Er hatte stets dafür plädiert, nach dem ersten Abschnitt zu überprüfen, ob der weitere Bau sinnvoll und finanzierbar ist. Er wies darauf hin, dass der Architektenentwurf, der jetzt umgesetzt wird, unter anderem deshalb genommen wurde, weil er die Möglichkeit einer Pause zwischen den Bauabschnitten bietet.